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Palmölsiegel: Beweise für Nachhaltigkeit?
Dienstag, 16. Oktober 2018
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von Josephine Sahner, Janis Wicke, Yvonne Kunz und Flora Hartmann

Südostasien-LogoVor noch wenigen Jahren war Palmöl in Deutschland ein eher unbekanntes
Produkt. Inzwischen gibt es nur noch wenige Menschen, die es nicht in der einen oder
anderen Form konsumieren. Gleichzeitig wächst das Bewusstsein darüber, wie viel Palmöl in
Deutschland konsumiert wird und welche ökologischen und sozioökonomischen Konsequenzen der
Anbau von Ölpalmen mit sich bringt.

Die Ölpalme (Elaeis guineensis) ist eine beeindruckende Pflanze. Ursprünglich kommt die
Palme aus Westafrika, wird aber zunehmend in tropischen Gebieten weltweit angebaut. Die
Ölpalme wird bis zu 30 Meter hoch und produziert Fruchtstände, die bis zu 50 Kilogramm
schwer sind. Aus diesen Früchten wird Palmöl gewonnen. Palmöl ist das Pflanzenöl mit dem
höchsten Ertrag pro Fläche. Es ist geschmacksneutral und stabil gegenüber Hitze und
Oxidation. Diese stofflichen Eigenschaften ermöglichen eine vielseitige Verwendung in der
Lebensmittelproduktion. Auch in der Kosmetikindustrie wird Palmöl massiv eingesetzt. In
Deutschland macht den größten Anteil mittlerweile die Verwendung von Palmöl als
Biokraftstoff aus. Auch bei der Strom- und Wärmeerzeugung kommt Palmöl in Deutschland zum
Einsatz. Den größten Teil des weltweit verwendeten Palmöls stellen heute Indonesien und
Malaysia her, mit einem Gesamtmarktanteil von 85%.

Dass mittlerweile mindestens 41% des in Deutschland konsumierten Palmöls in Biokraftstoffe
fließen, ist einer Nachhaltigkeitsidee zu ‚verdanken‘. Die Karriere von Palmöl als
Energieträger begann 1997 in der EU. Damals wurde im Kyoto-Protokoll unter anderem das
Ziel verabschiedet, bis 2020 die C02-Emissionen der EU um acht Prozent zu senken. Um diese
Ziele praktisch umzusetzen, wurde seit 2000 in der EU, und besonders ambitioniert in
Deutschland, die Nutzung von Biokraftstoffen als Alternative vor allem zu konventionellem
Diesel diskutiert. Dieser Diskussion folgten Taten.

Die weltweite Anbaufläche hat kaum vorstellbare Ausmaße angenommen: 2017 betrug diese mehr
als 21 Millionen Hektar. Was als Nachhaltigkeitsidee begann, verursacht heute hitzige
Debatten. Der Palmölindustrie wird Biodiversitätsverlust, Bodendegradation, die
Freisetzung von Treibhausgasen, Entwaldung, Landraub, Menschenrechtsverletzungen,
Kriminalisierung von Kleinbauern sowie Kinderarbeit vorgeworfen. Das Vordringen dieser
Vorwürfe zu den Endverbraucher*innen sorgte dafür, dass Druck auf die Industrie ausgeübt
wird und Wege gesucht werden, Palmöl nachhaltiger zu produzieren. Und fairer. Aber was
bedeutet das eigentlich?

RSPO – nachhaltig, bio, fair?

Unter nachhaltiger Landwirtschaft versteht man eine wirtschaftliche Arbeitsweise unter
Berücksichtigung von ökologischen und sozialen Aspekten, eine Balance der drei
Nachhaltigkeitssäulen (Ökonomie, Ökologie und Soziales). Betrachtet Mensch die
Informationen der Europäischen Union (EU) zu Produkten die mit dem EU-Bio-Siegel versehen
sind, so verspricht dieses ein ökologisch erzeugtes Lebensmittel und schließt somit nur
eine der drei Säulen mit ein. In deutschen Supermärkten finden wir aber in Bezug auf
Palmöl nicht nur das EU-Bio-Siegel sondern häufig auch das Zertifikat RSPO = Roundtable
for Sustainable Palm Oil (Runder Tisch für Nachhaltiges Palmöl). RSPO wurde 2004 vom World
Wide Fund for Nature (WWF) zusammen mit palmölproduzierenden Unternehmen gegründet. RSPO
sei kein Öko-Label, so der WWF auf seiner Website sondern „signalisiert, dass auf den
Plantagen freiwillig mehr für Naturschutz und Menschenrechte getan wird, als gesetzlich
vorgeschrieben“. Also ein bisschen fairer als ‚bloß bio‘ und damit ein wenig nachhaltiger,
oder?

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